Karen-Susan Fessel: Und wie heißt deine Mutter? ___ ein kurzer Bericht über zwei gelungene Lesungen an der Offenen Schule Borken
- Posted by Schulleitung
- Categories News
- Date 24.04.2023
„Hallo, könnten Sie mir bitte ein Autogramm für meine Mutter unterschreiben?“ Der junge Mann blickt mich ein wenig schüchtern, aber zugleich hoffnungsvoll an. „Klar. Und wie heißt deine Mutter?“, frage ich zurück. Und dann schreibe ich nicht nur für Mutter Silke, sondern auch noch für Vater Robert und die kleine Schwester Natalie ein Autogramm. Der junge Mann bekommt auch eins für sich selbst, steckt alle vier Autogramme mit einem freudigen Lächeln ein und läuft dann seiner Klasse hinterher.
Ich blicke ihm nach und muss ebenfalls lächeln. Wenn meine jungen Zuhörer auch an ihre Eltern und Geschwister denken, freue ich mich immer – und hier, nach meinen beiden Lesungen an der Offenen Schule Borken, haben gleich mehrere danach gefragt, nicht nur der junge Mann aus der 9b.
Überhaupt sind meine beiden Lesungen, die ich an diesem 28. März vor den 8. und 9. Klassen gehalten habe, sehr gut gelaufen und werden mir in bester Erinnerung bleiben. Das war auch schon bei meinem ersten Besuch vor nunmehr 16 Jahren an dieser Schule so – und das ist beileibe nicht immer so! In den vergangenen 22 Jahren habe ich insgesamt weit über tausend Lesungen an Schule in Deutschland, dem deutschsprachigen Ausland, aber auch in vielen anderen Ländern wie Kolumbien, Serbien, Schweden oder Ungarn gehalten, und meist verlaufen sie angenehm: Interessierte Schüler*innen, engagierte Lehrkräfte, tolle Räumlichkeiten finde ich immer wieder vor. Aber nur selten kommt es vor, dass die Mittelstufen-Schüler*innen sich in so großer Zahl freiwillig zu Lesungen anmelden wie hier in Borken, und das, obwohl die dafür ausgefallenen Schulfächer mit Sport und Kunst sicher nicht zu den unbeliebtesten gehören.
Bei beiden Lesungen in der Schulbibliothek sitzen je über fünfzig Jugendliche zwischen 13 und 16 Jahren ruhig und aufmerksam dichtgedrängt vor mir und lauschen interessiert den Auszügen aus meinen Büchern „Max in den Wolken“, „Steingesicht“, „Liebe macht Anders“ und „Alles ist echt“. In diesen meinen Jugendbüchern thematisiere ich die manchmal sehr harten Lebensbedingungen junger Menschen von heute, die mit verschiedenen Problemen zu kämpfen haben: Mobbing, Verlust, Krankheit, schwierigen Familienverhältnissen und Leistungsdruck, um nur einige zu benennen. Auch, als ich vorab aus meinem eigenen Leben und von meinem Werdegang erzähle, ist es mucksmäuschenstill. Kein Stühlerutschen, kein Flüstern ist zu hören; ich blicke in gespannte, manchmal auch kritische Gesichter und freue mich, dass die Jugendlichen hinterher die Gelegenheit nutzen und jede Menge Fragen stellen – zu mir, meiner Arbeit, den Büchern und auch den finanziellen Fragen, die das Leben als selbstständige, freischaffende Künstlerin so mit sich bringt.
Und so packe ich am Ende meine Sachen zusammen, nehme meinen kleinen Hund, der mich seit nunmehr elf Jahren so oft wie möglich zu meinen Lesereisen begleitet und sich auch heute von vielen Händen hat streicheln lassen, an die Leine und verabschiede mich von den freundlichen Lehrkräften, die meine Lesungen begleitet und vorbereitet haben. Wie gesagt, die Offene Schule Borken mit ihren höflichen und freundlichen Schüler*innen wird mir in bester Erinnerung bleiben!
Pressedienst OSB
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